19. September 2022
Hallorenglas 1808

Besondere Gläser mit Geschichte

Bei festlichen Anlässen tranken die Halloren aus besonderen Gläsern und Pokalen, welche Ausdruck ihres gesellschaftlichen Selbstverständnisses waren. So wurde das traditionelle Pfingstbier, das sogenannte „Torgauisch Bier“, in speziell dafür gestalteten Gläsern serviert.

Diese Tradition hat sich bei den Halloren bis heute erhalten, wobei inzwischen jedoch nicht mehr der Salzgraf, sondern das Stadtoberhaupt das Glas zum Trunk erhält.

Das Besondere an den Hallorengläsern ist ihre Bemalung. Die Form und Maße sind typisch für Gebrauchsgläser, doch die kunstvolle Bemalung sorgt für eine deutliche Aufwertung. Die Darstellungen zeigen die enge Verbindung mit dem Brüderschaftsleben.

Hallorenglas mit Deckel und der typischen Einteilung des Glaskörpers in drei Bildzonen

Bei dem hier vorgestellten Hallorenglas von 1808 handelt es sich um ein konisches Glas mit breitem Fuß und eingestochenem Boden. Ein zusätzlicher Glasdeckel ermöglichte es, Getränke länger frisch zu halten.

Die Glasbemalung ist in drei Zonen gegliedert. In der oberen Zone sind Reste der Goldauflage zu erkennen, die eine Stadtansicht von Halle (Saale) zeigte. Die Darstellung der Silhouette von Halle in der oberen Zone ist ein typisches Motiv bei den Hallorengläsern und verweist auf die enge Verbindung der Salzwirker-Brüderschaft mit der Stadt Halle (Saale).

In der mittleren Zone sind zwei Halloren in ihrem Kothhemd mit Blumenkränzen auf dem Kopf dargestellt. Sie gruppieren sich um das Wappenschild der Salzwirker-Brüderschaft, in dem die Werkzeuge der Halloren sowie die Jahreszahl 1808 als Symbole ihrer Arbeit ausgeführt sind.

Schild mit gefülltem Salzkorb, umrahmt von Pfannhaken und Salzschaufeln sowie der Jahreszahl 1808

Foto Sebastian Bergner

Salzwirker in weißem Hemd und Kniebundhosen

Foto Sebastian Bergner

Zusätzlich ist ein Fähnrich der Halloren mit dem typischen Festkleid dargestellt: Er trägt eine schwarze Kniebundhose, weiße Strümpfe und Schuhe, eine blaue Schärpe sowie einen Degen. Auffällig ist das Festkleid mit silbernen Knöpfen. In der Hand hält er eine Fahne, die eine Schenkung von König Jérôme Bonaparte (1784–1860) an die Salzwirker-Brüderschaft war.

Fähnrich mit Fahne in der mittleren Zone

Foto Sebastian Bergner

Florale Motive in Form von Girlanden (Festons) dominieren die untere Zone. Auf dem Fuß des Glases befinden sich noch Reste einer Inschrift, die ursprünglich lautete: „VIVANT DIE BRÜDER IM THALE“. Das Glas wurde 1808 als Hochzeitsgeschenk der Brüderschaft an den Syndikus (Unternehmensanwalt) der Halleschen Pfännerschaft, F. A. Dryander, übergeben.