19. September 2022
Briquetagen

Seltsame Objekte aus Ton

5000 Jahre Salzgeschichte in Halle – Wo alles begann … Archäologische Funde im heutigen Stadtgebiet belegen bereits eine vorgeschichtliche Salzgewinnung.

Bereits in der mittleren Jungsteinzeit (ca. 3300–2800 v. Chr.) wurde Salz auf der Bischofswiese in der Dölauer Heide gewonnen. In der Frühbronzezeit (2200–1600 v. Chr.) nahm die Salzgewinnung stark zu. In der späten Bronze- und frühen Eisenzeit (ca. 1300-600 v. Chr.) kam es erneut zu einem Anstieg der vorgeschichtlichen Salzgewinnung.
Zum Sieden der Sole wurden in vorgeschichtlicher Zeit Gefäße aus gebranntem Ton verwendet. Diese technische Keramik zur Gewinnung von Salz wird Briquetage genannt. In der frühen Bronzezeit wurden ovale Tonwannen genutzt, in der späten Bronze-/frühen Eisenzeit kelchförmige Gefäße oder zweiteilige Briquetagen aus einer Säule mit darauf liegendem Tiegel.

Ovale Tonwanne (Nachbildung)
Säule einer ursprünglich zweiteiligen Säulenbriquetage
Rekonstruktion unterschiedlicher Briquetage von der Jungsteinzeit bis zur vorrömischen Eisenzeit

Alf Hedler (2016) nach Karl Riehm: Werkanlagen und Arbeitsgeräte urgeschichtlicher Salzsieder. In: Germania, Band 40/2, 1962; umgezeichnet von Axel Göhre, Halle (Saale), für die Ausstellung „Hallesches Salz“ im Stadtmuseum Halle (Saale)

Sie waren batterieartig in beheizbaren Öfen angeordnet. Die Sole wurde regelmäßig in Öffnungen nachgegossen, durch die heiße Abluft des Ofens verdunstete das Wasser. Mit der Zeit entstanden so feste Salzblöcke.

Briquetage wurde zahlreich im Raum Halle gefunden. Die Karte zeigt die Verteilung der Funde aus der späten Bronze- und frühen Eisenzeit. Sie sind über das gesamte Stadtgebiet von Halle verbreitet. Stellvertretend sind hier die Fundplätze auf der Burg Giebichenstein, im Paulusviertel und Neuwerk genannt.

Verteilung der spätbronze-/früheisenzeitlichen Briquetagefunde auf dem Stadtgebiet von Halle

Torsten Montag, Halle (Saale) in der Eisenzeit. Archäologie in Sachsen-Anhalt 5/11, Halle (Saale) 2011 / ergänzt von Florian Michel, Ein spätbronze- und früheisenzeitlicher Salinenbetrieb aus Halle (Saale), unpubl. Masterarbeit, Halle (Saale) 2015 / umgezeichnet von Axel Göhre, Halle (Saale), für die Ausstellung „Hallesches Salz“ im Stadtmuseum Halle (Saale)

Mehr erfahren … weiterführende Literatur

  • Torsten Schunke/Mario Küßner
    Der Giebichenstein in Halle (Saale) – Neuer Erkenntnisse zur prähistorischen Besiedlung und zur mittelalterlichen Baugeschichte. In: Jahresschrift für Mitteldeutsche Vorgeschichte, Bd. 89, 2005, S. 365-413.
  • Ulf Petzschmann
    Salz im Paulusviertel – eine bronze-/eisenzeitliche Siedlung im Stadtgebiet von Halle. In: C. Schulz (Hrsg.), Archäologie findet Stadt. Hallische Stadtgeschichte unter dem Pflaster. Forschungen zur hallischen Stadtgeschichte, Bd. 22, 2015, S. 43-59.
    Eine spätbronzezeitliche Salzsiedersiedlung im Paulusviertel in Halle (Saale). In: H. Meller/Th. Weber (Hrsg.), Archäologie in Sachsen-Anhalt, Bd. 10/2021, 2021, S. 293-314.
  • Florian Michel
    Ein spätbronze- und früheisenzeitlicher Salinenbetrieb aus Halle (Saale), unpubl. Masterarbeit, Halle (Saale) 2015.