Über die besondere Tradition der Hallorengläser
Die Tradition hat sich bis in die Gegenwart erhalten. Allerdings erhält heutzutage das Stadtoberhaupt statt des Salzgrafen das Glas zum Trunk.
Das Besondere an den Hallorengläsern ist ihre Bemalung. Die Gestalt und die Glasmaße sind typisch für Gebrauchsgläser. Die Bemalung sorgt für eine deutliche Aufwertung. Die Darstellungen zeigen die enge Verbindung mit dem Brüderschaftsleben.
Bei dem Hallorenglas von 1808 handelt es sich um ein konisches Glas mit breitem Fuß und eingestochenem Boden. Das Glas besitzt einen Deckel mit floralen Motiven, der einen Verschluss des Glases ermöglicht. Hiermit wurde für eine längere Frische des Getränkes im Glas gesorgt.
Die Ölfarbmalerei gliedert sich in drei Zonen. In der oberen Zone sind Reste der Goldauflage zu erkennen, die eine Stadtansicht von Halle (Saale) zeigte. Die Darstellung der Silhouette von Halle in der oberen Zone ist ein typisches Motiv bei den Hallorengläsern. Die enge Verbindung der Salzwirker-Brüderschaft zur Stadt Halle (Saale) wird durch diesen Dekor betont.
In der mittleren Zone erscheinen zwei Salzwirker mit weißen Hemden, schwarzen Kniebundhosen, und mit einem Blumenkranz auf dem Kopf. Bei dem Hemd handelt es sich um ein Kothhemd. Beide sind um das Wappenschild der Salzwirker-Brüderschaft gruppiert. Im Schild sind die Werkzeuge der Halloren, als Symbole für ihre Arbeit, und die Jahreszahl 1808 ausgeführt. Die Salzwirker halten in der einen Hand das Wappenschild der Salzwirker-Brüderschaft, die andere Hand fasst eine Salzschaufel.
Zudem erscheint in der mittleren Zone ein Fähnrich der Halloren mit typischem Festkleid. Er trägt einen roten Mantel (Pelz), eine blaue bestickte Weste mit auffälligen silbernen Knöpfen, eine blaue Schärpe um die schwarze Kniebundhose und einen Degen. Die Kleidung charakterisiert sich im weiterem Verlauf durch weiße Strümpfe und Schuhe sowie einen Hut mit weißen Federn. Er scheint keine Kniebänder zu tragen. Er hält eine Fahne. Diese war eine Schenkung von König Jérôme Bonaparte (1784-1860). Der Regent des Königreichs Westphalen übereignete der Brüderschaft die Fahne im Rahmen ihrer Huldigung an den neuen Landesherrn. Das Hallorenglas wurde im Jahr 1808 als Hochzeitsgeschenk der Brüderschaft an den Syndikus (Unternehmensanwalt) der Halleschen Pfännerschaft F. A. Dryander übergeben.
Florale Motive dominieren die untere Zone. Sie weist Girlanden in der Form von Festons auf.
Auf dem Fuß sind nur noch die Reste eines Schriftzuges erkennbar. Bei den Hallorengläsern ist oft die Inschrift zu finden: VIVANT DIE BRÜDER IM THALE (übersetzt: Ein Hoch auf das Leben der Brüder im Thale). Diese zierte auch den Fuß des Glases von 1808.