Eine historische Siedehütte anhand eines Modells erklärt
„Der Dampf der Salzkothen und Steinkohlen verbreitet einen Nebel über das alte Nest, als ob man in London wäre, die Salzwerke aber, die schon die Wenden kannten, gehören zu den ergiebigsten in Deutschland (täglich 2400 Scheffel) und sind so reichhaltig, dass sie keine Gradierwerke brauchen.“
– K. J. Weber Deutschland oder Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen. 4 Bd. (Stuttgart 1843), S. 52
In den Siedekothen (Siedehütten) wurde über Jahrhunderte Sole zu Salz gesiedet. Über 100 solcher Siedekothe standen einst in der Thalsaline. Von diesen Häusern ist nichts mehr zu sehen. Heute befindet sich der Hallmarkt mit dem Göbelbrunnen an diesem historischen Ort.
Aber wie sahen die Siedekothe aus? Und wozu dienten sie?
Das zeigt eindrucksvoll dieses Modell eines Siedekoths. Es stellt anschaulich den typischen Aufbau eines Siedekoths im 18. Jahrhundert nach Einführung der Kohle als Brennmaterial dar.
Die Siedekothen bestanden aus einem einfachen Fachwerk aus Tannen- und Fichtenholz, das mit Lehm und Stroh ausgefüllt war. Teilweise war das Fachwerk auch mit Brettern verschlagen, um die Wärme im Inneren für das Trocknen des Salzes zu nutzen. Das Dach war mit Latten und Brettern versehen und zusätzlich mit einem Gemisch von Lehm und Stroh oder Schilf bedeckt.
Auf einer Stellfläche im Dachbereich des Siedehauses wurden die mit Salz gefüllten Körbe zum Trocknen abgestellt. Eine kleine Rampe führte zu diesem Bereich. Das sollte die Arbeit mit den schweren Körben erleichtern und Unfälle vermeiden. In den Siedekothen gab es ursprünglich keine Schornsteine. Der Qualm und die Siededämpfe konnten nur durch eine kleine Dachluke ins Freie abziehen. Erst der Wechsel des Feuerungsmaterials nach 1700 von Holz auf Kohle führte zum Einbau von Rauchabzügen.
Die Sole wurde in einem Fass vorgelagert. Dieses Solefass war teils außerhalb, teils innerhalb des Siedekoths eingegraben. Damit konnte es von außen gefüllt und von innen geleert werden. Ein kleines Vordach über dem Fass schützte es vor Regenwasser, das sonst die Sole verdünnt hätte.
Im Zentrum des Siedekoths stand ein gemauerter Herd mit einem darüber stehendem Holzbalkengestell. Daran war die Siedepfanne mittels Pfannhaken eingehängt. Die Pfanne war aus genieteten Eisenblechen gefertigt. Auf dem Holzgestell standen die Salzkörbe aus geflochtenen Weidenruten. In der Pfanne wurde das Salz gesiedet und in die darüber stehenden Körbe gefüllt. Mittels einer hölzernen Dachluke über Herd und Pfanne konnte der salzhaltige Wasserdampf nach draußen abziehen. Mit Einführung der Kohle zum Befeuern gab es zwei Rauchabzüge. An einer Seitenwand, der sogenannten Strohstätte, wurde vor allem Stroh und Brennholz gelagert.
Die Salzkothen mussten regelmäßig ausgebessert oder sogar neu errichtet werden, da sie durch die Soledämpfe schnell baufällig wurden. Zudem bestand immer eine große Gefahr durch Brände.
„Ehedem, bis in dieses Jahrhundert herunter, waren die Kothe gar sehr schlecht gebauet, alle 30 bis 40 Jahre sahe sich der Eigenthümer genöthiget, das seinige neu bauen zu lassen.“
– Johann Christian Förster Beschreibung und Geschichte des Hallischen Salzwerks, 1793, S. 29
Noch etwas Wissenswertes über das Modell
Das Modell hat eine Länge von 80 cm, eine Breite von 40 cm, eine Höhe von 50 cm und ist im Maßstab von 1:15 ausgeführt. Entwickelt und gebaut wurde es nach Vorbildern aus dem 18. Jahrhundert von der Firma Arnold Orendi Modellbau aus Dessau-Roßlau.
(Quellenauswahl: Johann Christoph von Dreyhaupt: Pagus Neletici Et Nudcizi […]. Theil 1, Bd. 2, Cap. 12, in: Beyl. sub A. Friedrich Hondorff: Das Saltz=Werk zu Halle in Sachsen befindlich […], Halle 1670)